Wie leben die Kinder im Thomas Wiser Haus?

Für viele Außenstehende ist es schwer sich eine Vorstellung davon zu machen, wie das Leben in einem Kinderheim aussieht. Viele haben noch die Bilder von früher oder aus Filmen vor sich, in denen Schlafsäle oder Essenssäle zu einem Kinderheim gehörten.
Heute stellt sich das Leben in einem Kinderheim allerdings ganz anders dar. Die Kinder wohnen in verschiedenen Gruppen. Eine Gruppe kann man sich wie eine Wohngemeinschaft vorstellen. In jeder Gruppe gibt es eine eigene Küche, ein Wohnzimmer zur Gemeinschaftsnutzung und ein Esszimmer. Die Kinder haben entweder ein Zimmer für sich alleine oder teilen es sich mit anderen Kindern. In jeder Wohngemeinschaft leben zwischen acht und zehn Kinder. Vier bis sechs Erzieher sind für die Kinder und Jugendlichen verantwortlich. Bei der Erziehung wird besonderer Wert auf die individuelle Entwicklung, die kognitive/schulische Förderung, Ausbau sozialer und emotionaler Kompetenzen, sowie den Erwerb von Alltagskompetenzen gelegt. Im Einzelnen bedeutet das, dass die Kinder und Jugendlichen einzelne Aufgaben in der Gruppe übernehmen müssen. Die Jugendlichen der Wohngruppe planen eigenverantwortlich das Abendessen. Das heißt sie gehen für zehn Personen einkaufen und kochen anschließend für diese. Jeden Tag ist ein anderer Jugendlicher an der Reihe. Das Essen findet sowohl mittags, als auch abends gemeinschaftlich in der Gruppe statt. Der große Essenssaal existiert hier nicht mehr. Dies sind nur einige Beispiele für die lebenspraktische Förderung im TWH. Auch kognitive und emotionale Förderung sowie Angebote für eine sinnvolle Freizeitgestaltung gehören ebenfalls dazu.
Im Thomas Wiser Haus werden die Kinder je nach ihren individuellen Problemstellungen und Bedürfnissen in die verschiedenen Gruppen zugewiesen. Jede Gruppe existiert für sich als Wohngemeinschaft, mit allem was dazu gehört. Frühstück, Mittagessen und Abendessen findet innerhalb der Gruppe statt. Auch Gemeinschaftsaktionen werden innerhalb der Gruppe durchgeführt. Vom Säugling bis hin zur jungen Schwangeren, vom Mädchen mit Essstörungen bis hin zu Gewalt- oder emotionalen Traumaerfahrungen reicht das Betreuungsspektrum in den Wohngruppen. Auch ambulante Dienste wie begleiteter Umgang, Sozialpädagogische Familienhilfe und Betreutes Wohnen werden angeboten. Die Arbeit der Fachkräfte wird durch Psychologen und Heilpädagogen ergänzt und unterstützt.